Wer die Digitalisierung in der Baubranche und ihre Trends beobachtet, der wird bereits des Öfteren mit dem Begriff des Building Information Modelling (kurz BIM) in Kontakt gekommen sein. Durch den Einsatz von BIM wird eine Optimierung der einzelnen Bauprozesse mit Hilfe eines digitalen, dreidimensionalen Gebäudemodells angestrebt.
Vereinfacht gesagt: Das Projekt wird erst digital, dann real gebaut.
Softwareunternehmen, wie beispielsweise Autodesk, Graphisoft, Vectorworks oder Nemetschek bieten hierfür die bekanntesten Programme mit deren Hilfe die digitale Modellierung eines Bauprojektes möglich wird. Obwohl sich erste Ansätze von Softwareanwendungen zur Bauwerksmodellierung bereits in den 1970er-Jahre finden, wird mit dem Begriff BIM oftmals die „Zukunft des Bauens“ verbunden.
Grundlagen der modellgestützten Arbeitsmethode
Die Anforderungen an Gebäude und die damit verbundene Komplexität von Bauprojekten nimmt stetig zu. Um hier den Anforderungen Stand halten zu können, müssen bereits während der Planungsphase Unstimmigkeiten geklärt und Varianten miteinander verglichen werden.
Der zentrale Punkt von BIM, der sich von einer herkömmlichen 3D oder 2D Zeichnung unterscheidet ist das „I“ in diesem Begriff. Es steht für Informationen. Einzelnen Bauteilen können neben Formangabe und Standort im Projekt um weitere Daten, wie Herstellerangaben, Material, Kosten, Zeitpunkt des Einbaus etc. ergänzt werden. Das bedeutet, dass beispielsweise eine Wand „weiß“ wo sie steht, wann sie eingebaut wird und welcher Belag für sie vorgesehen ist. Die Auswertung dieser Daten kann dabei erste Erkenntnisse über das bevorstehende Bauvorhaben, dessen Ablauf sowie die Entwicklung der Kosten in den unterschiedlichen Lebenszyklusphasen des Gebäudes liefern. In einem BIM-basierten Planungsablauf werden folglich Daten permanent gesammelt und eingepflegt. Es entsteht ein Gesamtmodell, welches an die entsprechenden Beteiligten weitergegeben wird und auf dessen Grundlage die einzelnen Gewerke in das Projekt eingeplant werden. Durch sogenannte Modell-Checker wird das Modell anschließend überprüft, um Unstimmigkeiten sowie Kollisionspunkte bereits im Voraus herauszufinden und beheben zu können.
Mit Abschluss der Realisierungsphase kann das gesamte digitale Gebäudemodell an die Hausverwaltung bzw. das Facility Management übergeben werden. So gehen keinerlei Daten, der Entwurfs- oder Ausführungsphase verloren. Zudem können die in der Nutzungsphase anfallenden Wartungs- und Instandhaltungsinformationen aus dem digitalen Modell abgefragt und damit rechtzeitig eingeplant werden.
Open BIM - Closed BIM
Je nach Einsatzvariante einer Modellierungssoftware wird zwischen „Closed BIM“ und „Open BIM“ unterschieden. Während man beim „Closed BIM“ an eine Herstellersoftware und somit ein Dateiformat gebunden ist, können „Open BIM“ Modelle softwareübergreifend verwendet werden. Das bekannteste und führendste „Open BIM“ - Austauschformat trägt den Namen Industry Foundation Classes (IFC) und wurde von der Non-Profit Organisation buildingSMART entwickelt. Dieses Format ermöglicht einen kostenfreien Austausch von Daten eines Modells unabhängig der verwendeten Software der Projektbeteiligten. Aufgrund der technischen Komplexität des IFC-Formats ist jedoch der Austausch häufig noch problembehaftet.
Bei einer BIM gestützten Planung sollte daher mit den beteiligten Fachplanern und Architekten ausführlich besprochen und abgewogen werden, welche Variante die Richtige für das jeweilige Projekt ist und auf welche Weise der Datenaustausch erfolgen wird.
BIM bietet eine digitalisierte Variante eines Bauprojektes und damit die Chance Abläufe, Termine und Kosten optimal aufeinander abzustimmen. Gleichzeitig ist das "Können" dieser Planungsvariante lange nicht ausgeschöpft. So sind die Entwicklungsmöglichkeiten noch offen, aber die damit verbunden technischen Probleme, wie beispielsweise ein verlustfreier Datenaustausch warten noch auf Lösungen.
Das Potenzial von BIM ist allerdings groß und erkennbar, weshalb sich auch die Verfolgung der Entwicklung definitiv weiterhin lohnt. Vor allem sollten wir auch einen Blick in andere Länder werfen, denn Deutschland ist (leider noch) kein BIM-Vorreiter.