Zukunft des Bauens - Im Interview mit Thomas Porten

  • Zukunft des bauens

Thomas Porten ist einer der Gründer und Eigentümer der Immobilien Zeitung. Er führte sie mehr als 20 Jahre als Chefredakteur. In der neu geschaffenen Position als Herausgeber kümmert er sich seit drei Jahren in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung um die verlegerische und strategische Weiterentwicklung der Mediengruppe. Sein Schwerpunkt liegt dabei im konzeptionellen Ausbau des journalistischen Angebots und damit der langfristigen wirtschaftlichen Sicherung des Kerngeschäfts.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie und Ihre KollegInnen bei der täglichen Arbeit?

Immobilienprofis stehen im Spannungsfeld zwischen einem zunehmend komplexer werdenden Tätigkeitsfeld auf der einen und einer stark gestiegenen öffentlichen Aufmerksamkeit auf der anderen Seite. Als Leitmedium für die Immobilienbranche wollen wir die dafür notwendige Kompetenz unserer Nutzer durch relevante Informationen vertiefen, ihre Urteilsfähigkeit stärken und ihnen ein berufliches Zuhause geben. Klares Ziel: Wir machen unsere Kunden in ihrem Beruf erfolgreicher. Je anspruchsvoller dieser Beruf wird, desto anspruchsvoller wird auch unsere tägliche Arbeit.

Welche Trends setzen sich in der Baubranche bzw. Immobilienbranche Ihrer Meinung nach durch?

Ressourcensparendes Bauen ist das Gebot der Stunde. Wo Baustoffe fehlen, müssen sie intelligent reduziert oder ersetzt werden. Da Fachkräfte ebenfalls Mangel"ware" sind, kann man davon ausgehen, dass serielles Bauen und Robotik künftig stärker forciert werden, um diese Not zu lindern.

Was unterscheidet ein Bauprojekt in 15 Jahren von einem Projekt heute (Stand 2022)?

Leider muss man von einer zunehmenden Komplexität der rechtlichen sowie politischen Rahmenbedingungen ausgehen. Die Anforderungen der unterschiedlichen Stakeholder an die verschiedenen Dimensionen eines Immobilienprojekts - sei es in punkto Ökologie, sei es in punkto sozialer Verträglichkeit, sei es in punkto Kapitalmarktregulierung - werden weiter steigen. Dieser Druck wird dafür sorgen, dass verstärkt an anderer Stelle nach Entlastung gesucht wird. Im Ergebnis werden wir unter anderem einen effizienteren Einsatz von Mensch, Material und Maschine auf der Baustelle erreichen.

Was ist Ihrer Ansicht nach wichtig, um ökologische und nachhaltige Lösungen im Baubereich für alle Beteiligten flächendeckend zugänglich und nutzbar zu machen?

Um den Weg von nachhaltigen Leuchtturmprojekten hin zum flächendeckenden Einsatz von Lösungen breiter zu machen, bedarf es einer ganzen Reihe von Maßnahmen. Die wichtigste scheint mir zu sein, Innovatoren der Branche staatlicherseits gezielt zu belohnen, sei es durch Fördermittel oder über den gezielten Einsatz funktionaler Ausschreibungen. Der Staat hat die Aufgabe, einen am Gemeinwohl orientierten Rahmen zu setzen und diesen, wo notwendig, mit entsprechenden Vorgaben an die Bauherren zu präzisieren. Um zwischen den beiden Polen Zwang und Belohnung die beste Lösung zu finden, bedarf es dann zusätzlich einer deutlich besseren Ausstattung der zuständigen Ämter mit dafür geeignetem Fachpersonal und zeitgemäßen digitalen Hilfsmitteln.

Bedeutet Nachhaltigkeit bei Bau- und Immobilienprojekten gleich automatisch teurer?

Kann nicht sogar das Gegenteil der Fall sein? Ein zum Beispiel in Sachen Energie effizient gebautes Gebäude kann über eingesparte Energiekosten die zusätzlich aufgewandten Investitionsmittel wieder hereinholen. Noch weiter gedacht sollte ein solches Gebäude nicht nur sparen, sondern selbst zum Energieproduzenten für andere werden und auf diesem Weg zusätzliche Einnahmen generieren. Das gleiche gilt für die Baustoffe selbst. Die tatsächliche Wiederverwendung von Baumaterialien reduziert den Rohstoffverbrauch und damit an dieser Stelle die Kosten. Dies gilt aber vor allen Dingen für ein echtes Wiederverwenden und nicht für Verfahren, bei dem wertvolle Baustoffe schlichtweg zu bloßem Füllmaterial herunterrecyclet werden. Das Ziel sollte sein, dass eine Immobilie beim Rückbau zu einem früchtetragenden Feld wird, auf dem Nährstoffe für den nächsten Bau geerntet werden können.

Abseits der Digitalisierung: Welche Trends sollte jeder, der sich in der Bau- und Immobilienbranche bewegt kennen und beschäftigen?

Das sind alle Trends, die mit dem sich weiter verschärfenden Mangel an Fachkräften zu tun haben. Verfehlte Bildungs- und Einwanderungspolitik in Kombination mit einem schrumpfenden Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter hat zu enormen Mitarbeiterengpässen auf den unterschiedlichsten Hierarchiestufen geführt. Angesichts der demographischen Entwicklung wird der Handlungsbedarf weiter ansteigen. Welche Wege des Personalrekruiting führen zum Erfolg? Wie können Mitarbeiter qualifiziert und gehalten werden? Wie steht es um die firmeninterne Teamarbeit, Hierarchien, Führungskultur, Diversität? Wer hier nicht intelligente Lösungen findet, kann alle anderen Herausforderungen schlichtweg schon aus einem Mangel an Bearbeitungskapazität nicht mehr meistern.

Sind digitale Innovationen wirklich der Schlüssel zu einer wettbewerbsfähigen Bau- und Immobilienbranche? Wenn ja, warum?

Innovationen und der Austausch darüber sind der Schlüssel zu einer wettbewerbsfähigen Bau- und Immobilienbranche. Die Digitalisierung ist eines von vielen Hilfsmitteln für die anschließende Umsetzung dieser Ideen.

Welche Bau-Influencer, Organisationen und Technologien sollten wir verfolgen und warum?

Warum einzelne verfolgen, wenn man durch das Lesen der Immobilien Zeitung zu allen relevanten Trends auf dem Laufenden bleiben kann? ;-)

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